Erste Biogasanlage in Haraucourt sur Seille geht im November ans Netz.
Am 5. November 2019 geht in Haraucourt, Departement Meurthe-et-Moselle, eine neue Biogasanlage ans Netz. Betreiber ist die SAS Methanisation Seille Environnement (SAS MSE), ein landwirtschaftliches Konsortium.
Nach nur einem Jahr Bauzeit konnte die Anlage bereits im August 2019 mit der Inbetriebnahme begonnen werden. Das heißt, die drei Gärbehälter mit einem Gesamtvolumen von jeweils 2.945 Kubikmetern wurden zum ersten Mal mit Substrat gefüttert. Rund drei Monate später ist es soweit: Nach rund zweieinhalb Monaten Anlaufphase beginnt die reguläre, kontinuierliche Gasproduktion und Einspeisung von Methan in das öffentliche Gasnetz. Die installierte Leistung beträgt 400 Nm3 Biomethan pro Stunde, rund 3.440.000 Nm³ Biomethan im Jahr.
Aktiver Umweltschutz für die Region
Mit der Produktion von Biogas engagiert sich SAS MSE mit seinen derzeit 23 Mitgliedern in gleich mehrerer Hinsicht in Sachen Umweltschutz: Die Region rund um Haraucourt ist von landwirtschaftlicher Produktion geprägt. An den drei Trinkwasserentnahmestellen der Region wies das Wasser seit Jahren erhöhte Nitratwerte auf. Das Problem lag in der natürlichen Mineralisierung der Gülle, die das ganze Jahr über anfällt. Jetzt wird die Gülle in den Fermenterbehältern gemeinsam mit diversem organischem Input in Biogas umgewandelt. Die Methanisierung reduziert organischen Stickstoff zugunsten von mineralischem Stickstoff, der besser handhabbar ist. Die neue Biogasanlage bietet den Betrieben also einerseits die Möglichkeit, den Stickstoffeintrag in das Grundwasser besser zu kontrollieren. Gleichzeitig wollen die Landwirte ihren Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen durch die Erzeugung von Ökostrom leisten.
Wie das Konsortium entstand
Bereits vor mehreren Jahren begann Laurent Pate, Landwirt in Haraucourt, sur Seille gemeinsam mit Alain Badoc, Fachberater der Landwirtschaftskammer Moselle, über die Methanisierung von Gülle nachzudenken. Sehr schnell wurde eine Gruppe von neun Landwirten gebildet, um eine professionelle Machbarkeitsstudie zu starten. Der Interessenverband Méthanisation Seille Environnement (MSE) entstand. Bald stieg die Zahl der Landwirte, die sich dieser Gruppe anschlossen, auf 24 Betriebe an. Aus dem Verband heraus gründete sich das Unternehmen SAS MSE.
Maximale Flexibilität beim Input
Der Mix, aus dem das kostbare Biogas zukünftig gewonnen wird, besteht derzeit aus Mist (41,5%), Gülle (21,7%), Pflanzenresten (16%), Abfällen aus der Lebensmittelproduktion (15,1%) sowie Getreidestroh und anderen Getreideresten (5,7%).
Besonders wichtig war den neuen Betreibern diese außergewöhnlich hohe Bandbreite beim Substrateinsatz. OEKOBIT realisierte die Anforderung auf der Basis eines individuellen Engineeringkonzepts mit besonderem Fokus auf die Vorbehandlung des Substrates und die Einbringtechnik. Die ist in Haraucourt so flexibel, dass praktisch jeder organische Ausgangsstoff eingefahren werden kann. Die Dosierer können direkt vom LKW aus beladen werden.
Durch eine mehrstufige Substratvorbehandlung optimale Ergebnisse erzielen
Entscheidend für die Möglichkeit einer flexiblen Fütterung und die spätere maximale Gasausbeute ist der Prozess vor der eigentlichen Vergärung. Deshalb konzipierte OEKOBIT die neue Anlage mit einer dreistufigen Substratvorbehandung. In Schritt 1 kommt eine Hammermühle mit Filtersystem zum Einsatz, die für eine gründliche Zerkleinerung aller Substratkomponenten und den Ausschluss von Fremdkörpern, wie etwa Steinen, sorgt. In Schritt 2 durchläuft das organische Ausgangsmaterial ein Premix-System. Im dritten Schritt wird der zerkleinerte und vorgemischte Input dann in eine Anmischgrube gefüllt, wo er durch Flüssigkeitszugabe seine für die Vergärung optimale Konstistenz erhält. Obwohl der Aufwand für die Vorbehandlung hoch erscheint, führt genau diese Strategie zu einer besonders hohen Effizienz der Anlage. Optimal aufbereitetes Substrat wird von den am Gärprozess beteiligten Bakterien schneller und effizienter aufgeschlossen. Das Ergebnis ist eine besonders hohe Gasausbeute.